Company Speed-Dating - Fixe Vorstellungsgespräche

Job-Speed-Datings

Bewerbersortierung binnen 10 Minuten.

Kontaktanbahnung im Minutentakt

Die einen finden die "Verkupplung im Minutentakt" eher entwürdigend, die anderen glauben per Speedbewerbung, eine effektive Vorauswahl treffen zu können – denn um mehr handelt es sich beim ersten Bewerbungstermin ja nicht. Gleichgültig, wie man dazu steht, diese Bewerbung im Schnellverfahren existiert und wird sich weiter verbreiten.

Worum geht´s? Was zunächst für Partnerbörsen aus den USA zu uns in Form des Speeddating herüberschwappte – schnelle Erforschung der "Chemie" zwischen den potentiellen Partnern, also Sympathie und Antipathie, wird bei der Speedbewerbung nun auch auf dem Arbeitsmarkt übertragen. Genauer gesagt auf die Bewerbung. 

In wenigen Minuten, acht bis fünfzehn, gilt es den Personalverantwortlichen davon zu überzeugen, dass er den richtigen Bewerber vor sich hat, der auf jeden Fall einen ordentlichen Bewerbungstermin wert ist.
Selbst die Arbeitsagentur betreibt diese Art der Bewerbung, wo Arbeitgeber und Bewerber im Schnellgang klären, ob sie zusammenpassen könnten. Managerstellen sind hier zwar eher selten zu finden, aber viele Arbeitssuchende empfinden die schnellen Kennenlerngespräche als angemessene Alternative der persönlichen Kontaktaufnahme, denn hier werde der klassische Bewerbungsprozess umgedreht. Der Stellenssuchende kommt nicht als ein Stapel Papier daher, um sich dann eventuell persönlich vorstellen zu können, sondern zunächst als Mensch, dem dann ggf. Unterlagen auf Papier folgen. Die Agentur will zu den Bewerbern derart eine Brücke schlagen und Hemmungen beim Vorstellungsgespräch mindern.
Gerade angehende Azubis sehen im Job-Speed-Dating eine große Chance, die Firmen von sich einnehmen zu können. Hier kommen auch Bewerber zum Zuge, die bei einer schriftlichen Bewerbung wegen ihrer Noten Noten oder mangelhafter Bewerbungsunterlagen möglicherweise durchgerasselt wären. Hier haben sie in einer kurzen Selbstpräsentation die Möglichkeit, ihren Arbeitgeber in spe durch ihre Persönlichkeit zu überzeugen. Diese Art der Bewerbung ist allerdings nachteilig bei Bewerbern, die eher introvertiert und schüchtern sind.
Auch bei der Deutschen Bahn, der Springer-Presse, bei LIDL und weiteren namhaften Unternehmen sowie im universitären Bereich findet sich diese Art der Bewerbung immer häufiger. Im Idealfall kommt es zu einem zweiten, ausführlichen Bewerbungsgespräch, gefolgt von einer Anstellung.

Bei der Deutschen Bahn kann das so aussehen: Zwei lange Tischreihen befinden sich in einem ansonsten kahlen Raum. Ein gutes Dutzend Mitarbeiter der DB nehmen auf der einen Seite der Tische Platz, ihnen gegenüber, mit dem Rücken zum Fenster, ebensoviele BWL- und Ingenieurstudenten. Die ablaufenden Minuten und Sekunden werden an die Wand projiziert. Auf ein akustischen Signal nach acht Minuten rücken die Studenten einen Platz zum nächsten Gesprächspartner auf. Das ganze Prozedere erstreckt sich über zwei Stunden.

Die Vorteile für den Arbeitgeber bei der Zeitökonomie liegen auf der Hand, wenn eine ganze Reihe von Stellen zu besetzten ist.
So fanden sich beispielsweise 150 Bewerber zu einem solchen Termin ein, um eine von zahlreichen Stellen in einem neueröffneten Restaurant im Leipziger Zoo zu ergattern. Ein Drittel der Bewerber wurde auf ein zweites Gespräch bzw. einen Schnuppertag eingeladen. Die Speed Bewerbung wurde anscheinend gut angenommen, denn zur Zufriedenheit des Unternehmens präsentieren sich viele qualifizierte und motivierte Bewerber.
Die Handelskammer Hamburg bediente sich dieser Methode zur Verkürzung langwieriger Bewerbungsprozeduren fürs duale Studium an der HSBA, der Privaten Hochschule der Hamburger Wirtschaft. Über 50 Schüler und Abiturienten konnten sich in der Handelskammer Einblicke in 17 HSBA-Kooperationsunternehmen verschaffen. Geführt wurden 320 Bewerbungsgespräche à zehn Minuten. Schüler, die diesen Termin wahrnahmen, gewannen durch eine gute Vorstellung bei Top-Unternehmen einen Vorsprung gegenüber Bewerbern, die sich auf herkömmliche Art schriftlich bewerben, denn die Unternehmen konnten ihren Eindruck sofort in ihre Bewertung einfließen lassen.

Ein kleine Abwandlung des Speedating veranstaltete die Arbeitsagentur Kiel durch ein zweistündiges „Stehfrühstück“ mit dem Ziel möglichst vieler Kontaktanbahnungen bei Kaffee und Croissants. Etwas 100 Arbeitsuchende wurden mit mit ca. 50 potenziellen Arbeitgebern zusammengebracht. Ergebnis: 23 Bewerbungen, elf Vorstellungsgesprächen, acht Praktika und - eher ungewöhnlich - gleich ein konkretes Stellenangebot. Gesucht worden waren u.a. Stellen für Erzieher, Bürokaufleute und Floristen.
Arbeitgeber beurteilen das Job-Speeddating als eine geeignete Form zur Vorauswahl von Bewerbern, vor allem dann, wenn Arbeitsplätze kommunikative Fähigkeiten und den Umgang mit Kunden erfordern.

Worauf kommt es bei der Bewerbung im Schnellverfahren an?

Das Speeddating ist nur eine neue Form der Bewerbung. Ansonsten gilt alles, was bei normalen Vorstellungsgesprächen im Vorfeld auch zu bedenken ist, z.B. die Bewerbungsmappe, Kleidungsfragen usw. Frauen sollten sich am besten im Hosenanzug oder einem Kostüm präsentieren. Hier auch weitere Details. Dass der Bewerber oder die Bewerberin sich über das Unternehmen zumindest im Internet schlau macht, ist selbstverständlich.

Angesichts der knappen Zeit mit dem potenziellen Arbeitgebern muss sich der Bewerber hier nun überlegen, wie er rasch auf den Punkt kommen, alles Wichtige anbringen kann und zudem noch einen positiven Eindruck hinterlässt. Für lange Floskeln und "small talk" ist überhaupt kein Platz. Es geht gleich in die Vollen. Die Kurzpräsentation sollte möglichst schon im Vorfeld mit Bekannten oder vor dem Spiegel geübt werden, denn für die allermeisten ist diese Art der Selbstpräsentation ja völlig neu, und die Chance auf einen zweiten guten Eindruck gibt es nicht.
Also: wo liegen die Stärken und Fähigkeiten, warum sind Sie der bzw. die Richtige. Was hat das Unternehmen an Ihnen?

Der Bewerber sollte von Anfang an auf seine Körpersprache achten, gut Blickkontakt halten und versuchen, das Gespräch aktiv zu lenken. Nicht, dass er dem Personalverantwortlichen ins Wort fiele, aber doch so, dass er alles, was ihm wichtig erscheint, vermitteln kann.
Es gibt geschlechterspezifische Fehlverhalten bei Vorstellungsgesprächen wie das, dass sich Frauen häufig zu klein, Männer sich zu groß machen. Dazu weitere Details.

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